Wie findest du einen guten Versicherungsberater?

Die allerwenigsten Menschen regeln Ihre Versicherungen völlig eigenständig. Fast jeder vertraut in Sachen Versicherungen dem Versicherungsvertreter um die Ecke oder einem einzigen Versicherungsunternehmen. Viele Menschen haben sicherlich schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, was Versicherungs- und Finanzberatungen angeht. Schlechte Beratung, Falschberatung, unangemessene und/ oder zu teure Produkte sind nur einige Punkte, die sich an dieser Stelle aufzählen lassen. Doch die finanziellen Folgen dieser Beratungsfehler sind fatal. Was kannst du nun tun, um das Risiko einer Falschberatung zu minimieren?

Inhalte des Beitrags:

1 Was macht einen guten Versicherungsberater aus?

2 Welche Arten von Vermittlertypen gibt es?

2.1 Einfirmen-/ Ausschließlichkeitsvertreter

2.2 Mehrfachagenten

2.3 Kundenberater/ Vermittler von Banken

2.4 Direktversicherungsunternehmen

2.5 Strukturvertriebe Gemeinnützige Organisationen

2.6 Versicherungs-/ Honorarberater

2.7 Versicherungsmakler

Wem kannst du trauen, wenn’s um Geld geht?

Einer Studie des Europäischen Versicherungsverbandes zufolge zahlt jeder Deutsche durchschnittlich 2.219 Euro pro Jahr für seine Versicherungen. Macht bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren 182.720 Euro! Es geht also um viel Geld! Viel Geld, dass gut investiert sein sollte. Es ist also erst einmal enorm wichtig für dich zu wissen, worauf es bei einer Beratung ankommt.

Bei so viel Geld, solltest du dir außerdem die Frage stellen, ob du deinem Versicherungsvertreter trauen kannst. Kannst du? Du weißt es nicht? Du merkst sicherlich schon, dass blindes Vertrauen gegenüber dem Versicherungsvertreter vielleicht doch nicht so angebracht ist.

Die Verunsicherung, wenn es um Versicherungen und Finanzen geht ist groß, denn insbesondere in der Versicherungs- und Finanzbranche gibt es einige schwarze Schaf, die lediglich auf ihren eigenen Vorteil beim Abschluss von Versicherungs- und Finanzprodukten bedacht sind. Dieses Vorgehen sowie die Finanzkrise haben im letzten Jahrzent zu dem teilweise schlechten Ruf dieser Branche geführt. Auf eine Beratung vollkommen zu verzichten, ist allerdings auch keine Lösung. Daher ist es umso wichtiger, dass du weißt, wenn du vor dir sitzen hast, wenn es um dein Geld und Vermögen sowie deine Absicherung geht.

Doch was macht denn einen guten Versicherungsberater aus?

In dieser zweiteiligen Beitragsserie möchten wir dir einen Überblick über die verschiedenen Formen von Versicherungsvermittlern geben und dir wichtige Auswahlkriterien aufzeigen, mit denen du deinen optimalen Berater findest. Im zweiten Beitrag erfährst du, was eine gute Beratung und somit auch einen guten Berater ausmacht.

In Deutschland gibt es die nachfolgend beschriebenen Versicherungsvermittlertypen. Grundsätzlich unterscheiden sich die jeweiligen Vermittlertypen hinsichtlich der rechtlichen Bindung an Interessen einer spezifischen Partei. Zum einen gibt es Vermittlertypen, die an die Interessen der Versicherungsunternehmen gebunden sind. Zum anderen gibt es Berater, die weitestgehend frei agieren indem sie die Interessen des Kunden vertreten und unabhängig beraten.

Welcher Typ ist der Richtige für dich?

1. Einfirmenvertreter bzw. Ausschließlichkeitsvertreter

Wie der Begriff bereits darstellt, handelt es sich hier um einen Vermittler, der ausschließlich für ein Versicherungsunternehmen vermittelt, also an ein Unternehmen gebunden ist. Er vertritt foglich die Interessen seines Versicherungsunternehmens nach dem Motto: „Dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“.

Außerdem kann der Ausschließlichkeitsvertreter in der Regel nur auf die Produkte seines Unternehmens zugreifen. Vielleicht hat aber gerade die Berufsunfähigkeitsversicherung seines Unternehmens in objektiven Tests mit der Note 6 abgeschnitten und die Konkurrenz hat deutlich bessere Produkte. Wird er dir natürlich nicht sagen!

Wer haftet im Falle einer Falschberatung?

Der Berater haftet zusammen mit seiner Gesellschaft für Empfehlungen, Falschberatungen sowie Entscheidungen, die zum Nachteil des Kunden ausfallen.

2. Mehrfachagenten oder Vertreter

In etwa der gleiche Vermittlertyp wie der Einfirmenvertreter, hat aber mit mehreren Versicherungsunternehmen Provisionsverträge.

Hier besteht für dich zumindest der Vorteil, dass dieser Vermittlertyp zwischen den Angeboten mehrerer Versicherer auswählen kann. Die Chance, ein gutes Versicherungsprodukt zu erhalten, steigt also. Nichtsdestotrotz vertritt der Mehrfachvermittler aber eben nur mehrere Versicherungsunternehmen und ist dabei rechtlich an die Interessen dieser Unternehmen gebunden.

Auch hier haftet der Berater zusammen mit der entsprechenden Versicherungsgesellschaft.


3. Kundenberater/ Vermittler von Banken

Sehr ähnlich dem Einfirmenvertreter, jedoch arbeiten die Kundenberater der Banken meist im Angestelltenverhältnis. Vertreten also in erster Linie die Interessen der Bank. Sie werden dir also auch nicht sagen, dass es bei der Konkurrenz ein besseres Produkt gibt.

Der Kundenberater haftet zusammen mit seiner Bank für Falschberatungen

4. Direktversicherungsunternehmen (z.B. Hannoversche Leben)

Das Versicherungsunternehmen vertreibt seine Produkte ausschließlich direkt, meist wird online und telefonisch beraten. Der Rat wird ebenfalls aus der Interessensicht des Unternehmens auf Basis der eigenen Produkte gegeben.

Die Haftung liegt hier beim Direktversicherungsunternehmen.

5. Strukturvertriebe (z.B. Deutsche Vermögensberatung)

Sind meist als Mehrfachagenten (siehe Mehrfachagent) tätig und erhalten ausschließlich Provisionen nach der Stellung in der Struktur, daher Strukturvertriebe genannt. Neben dem Verkauf von Produkten geht es vor allem auch um das Werben neuer Vertriebsmitarbeiter, um selbst in der Hierarchie des Unternehmens aufzusteigen und dementsprechend höhere Provisionen zu erhalten.

Tu-es-einfach.de hat hierzu das Vergütungssystem sowie die Vor- und Nachteile eines Strukturvertriebs sehr gut beschrieben. Die Vermittler großer Strukturvertriebe verfügen über eine Vielzahl von Produktmöglichkeiten, da mit sehr vielen Versicherungsgesellschaften Vermittlungsverträge existieren. Doch auch hier werden die Interessen der jeweiligen Versicherungsgesellschaften vertreten.

6. Gemeinnützige Organisationen (z.B. Bund der Versicherten e.V.)

Haben entsprechend ihrer Rechtsform eine Gemeinnützigkeit aus der sie primär beratend tätig sind. Oft existiert neben der e.V. Organisation ein Unternehmen, das in der Eigenschaft als GmbH oder Aktiengesellschaft auftritt. Über diese Unternehmen werden dann in der Regel Versicherungen vermittelt. Diese Vermittlung erfolgt häufig in der Eigenschaft als Versicherungsmakler (siehe Versicherungsmakler) oder als Versicherungsberater ( siehe Versicherungs-/ Honorarberater).

7. Versicherungs- / Honorarberater

In Deutschland bisher eine verschwindet kleine Gruppe von Beratern. Honorarberater arbeiten ausschließlich in Selbständigkeit und haben keine Provisionsvereinbarungen mit Versicherern. Ihr Geld verdienen Sie, indem für die Versicherungsberatung ein nicht unerhebliches Honorar verlangt wird. Da die Beratung an sich die Leistung darstellt, steigt die Chance eine gute Beratung von einem Honorarberater zu erhalten. Eine Garantie ist dies jedoch nicht.

Meist muss, ähnlich wie bei einem Rechtsanwalt, jede Beratungstätigkeit bezahlt werden. Oft hat das bei den Versicherungsprodukten den Vorteil, dass sie etwas günstiger sind, da die Vermittlervergütung entfällt. Dennoch hat sich diese Beratungform in Deutschland bisweilen nicht durchgesetzt, da viele Menschen nicht bereit sind für eine Beratung im Vorfeld zu bezahlen.

8. Versicherungsmakler

Hier gibt es, inbegriffen des Versicherungs-/ Honorarberaters, den größten Unterschied zu den zuvor beschriebenen Vermittlertypen. Der Versicherungsmakler ist per Gesetz verpflichtet, die Interessen des Kunden, vor allem auch gegenüber dem Versicherungsunternehmen, zu vertreten. Er steht also auf der Seite des Kunden und eben nicht auf der der Versicherungsgesellschaften, Banken oder anderen Vermittlungsunternehmen. Gemäß Urteil des BGH wird er auch als „Sachwalter“ des Kunden bezeichnet. Da er rechtlich nicht an die Interessen anderer Versicherungsunternehmen gebunden ist, agiert er unter diesem Gesichtspunkt unabhängig.

Ein gut aufgestellter Makler verfügt über die Zusammenarbeit mit sehr vielen Versicherern und hat somit Zugriff auf eine weitaus größere Produktpalette als die anderen beschriebenen Vermittlertypen. Dementsprechend kann er seinem Kunden die beste Versicherungslösung anbieten.

Die Beratung erfolgt für den Kunden kostenfrei, da der Versicherungsmakler von den Versicherungsgesellschaften für die Vermittlung deren Produkte vergütet wird. D.h. die Provisionen sind in den Versicherungsbeiträgen, die der Kunde für Versicherungsprodukte zahlt, enthalten. Dies ist bei allen anderen Vermittlertypen auch der Fall

(ausgenommen ist an dieser Stelle der Versicherungs-/ Honorarberater). Man könnte nun annehmen, dass der Makler aufgrund des Vergütungsmodells nicht frei in seinen Entscheidungen agiert. Sicherlich mag es Makler, Vertreter, Mehrfachagenten etc. geben die lediglich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, denn leider gibt es schwarze Schafe in jeder Branche. Doch pauschal für alle Versicherungsmakler oder auch andere Vermittlertypen gilt dies nicht. An dieser Stelle gilt es, auch auf dein Bauchgefühl zu hören.

Haftungsfrage: Der Makler trägt die volle Haftung für seine Empfehlungen und Falschberatungen in der Regel mit seinem kompletten Vermögen.

So, nun kennst du die 8 wesentlichen Vermittlertypen/ Vertriebswege im Versicherungsgeschäft. Auf dieser Wissensgrundlage kannst du nun besser entscheiden, wer der richtige Berater für dich ist. Den einzig richtigen Typen gibt es nicht. Denn Unabhängigkeit ist kein Garant für eine gute Beratung. Dennoch kannst du davon ausgehen, dass du von den drei letztgenannten Vermittlertypen zumindest objektiver beraten wirst als von den anderen (Typ 1-5). Die fachliche Kompetenz und die eigene Einstellung des Vermittlers spielen weiterhin eine sehr große Rolle. Hier erfährst du ausführlich woran du eine gute Versicherungsberatung erkennst. Weiterführend hierzu hat der Kollege Sven Hennig in seinem Blog sehr detailliert über die Vor und Nachteile sowie Vorurteile der verschiedenen Vermittlertypen berichtet.

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